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3. Deutsch-Finnisches Gespräch: Finnische Kunstbücher in Einfacher Sprache

Buchseite, Text links, rechts Malerei Afrikanisches Dorf. Kirjan sivu, vasemmalla tekstiä oikealla maalaus afrikkalaisesta kylästä
Hanna Ronkainen: African Village, 1997 (Raija Mkkonen, Ari Sainio: Hännätön kissa, The Bobtailed Cat. Translation: Silja Kudel. Kehitysvammaliitto 2002.)

Drei finnische Autor*innen stellen ihre Arbeit vor. Kann Kunst leicht verständlich und auf unterschiedlichen sprachlichen Niveaus präsentiert werden?

Marjatta Levanto, Satu Itkonen und Ari Sainio waren die Gäste dieses dritten deutsch-finnischen Gespräches. Die drei Autor*innen beschäftigen sich seit vielen Jahren mit Kunst. Auf unterschiedliche Weise schreiben sie leicht verständliche Bücher mit und über Kunst.

Marjatta Levanto hat als Museumspädagogin in einem Kunstmuseum mehrere Kunstbücher in Einfacher Sprache für Kinder und für Erwachsene verfasst.
So stellt sie den bekannten finnischen Maler Hugo Simberg und die Welt seiner symbolistischen Werke vor. In ”Metsän pieni kansa” (Das kleine Waldvolk) verbindet sie alte finnische mythische Geschichten mit der Malerei finnischen Landschaften.

Offenheit ist wichtig. Man muss seine Leser*innen kennen. Marjatta lässt dritte Personen erzählen. Sie denkt an das gemeinsame Lesen von Kindern mit Erwachsenen.

Satu Itkonen ist ebenfalls eine Vorreiterin für Kunstbücher in Einfacher Sprache. Sie hat bisher fünf solcher Bücher verfasst.
Die Malerei von Helene Schjerfbeck und von Martti Lehto, Gedanken zur Kunst von Menschen mit Lernschwierigkeiten, Wege zur finnischen Kunst und zeitgenössische Kunstwerke im Kiasma Museum waren ihre Themen. Satu Itkonen wurde im Jahr 2008 mit einem ”Seesam”-Preis für ihre leicht verständliche Kunstliteratur geehrt.

Der Einsatz von leichter oder einfacher Sprache ist eine Herausforderung. Er legt das eigene Denken bloß. Tatsächlich verhält es sich wie bei einem Eisberg: der Text ist nur die kleine, sichtbare Spitze. Das Wissen, die gedankliche Vorarbeit, die Diskussionen mit Kolleg*innen sieht man nicht. Es ist wichtig, sich selbst gegenüber kritisch zu sein. Leichte oder einfache Sprache dient immer dem Dialog.

Ari Sainio ist einer der bekanntesten Autoren für Bücher in Einfacher Sprache in Finnland. Neben mehreren belletristischen und Fachbüchern verfasste er zahlreiche Kunstbücher. Viele davon befassen sich mit der Kunst von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Die Künstler*innen stehen immer wegen ihrer bemerkenswerten Kunst und nicht wegen ihrer Behinderung im Scheinwerferlicht. Auch Ari Sainio bekam 2003 den ”Seesam”-Preis für seine wegweisende Literatur und die Buch-Produktion in Einfacher Sprache.
Das Ziel besteht darin, niemanden auszugrenzen. Die Texte über die Kunstwerke entstehen hier in direkter Zusammenarbeit mit den Künstlern, werden so ein Teil des Kunstwerkes.

Kunst ist ein persönliches Erlebnis. Wie erklärt man genug und gibt doch keine Interpretation vor? Wie vermeidet man, die Leser*innen zu bevormunden? Marjatta Levanto rät, selbst Betrachter*in zu bleiben. Stell dich nicht über die Leser*innen! Satu Itkonen betont, dass ein Kunstwerk lediglich in seinen Kontext gestellt wird. Ari Sainio möchte auf wichtige Details aufmerksam machen, die sonst vielleicht übersehen werden. In drei Kleingruppen hatten die Teilnehmer*innen Gelegenheit, mit jeweils einer/ einem der Autor*innen zu sprechen. Hier wurden weitere Details ihrer Arbeit und der Aufgabe, Kunstwerke leicht verständlich zu präsentieren, diskutiert.

In vielen Facetten wurde deutlich, dass es nicht nur guter Kenntnisse über die Kunstwerke sondern vor allem auch größter Sorgfalt und möglichst enger Zusammenarbeit mit den Lesenden bedarf, um Kunst überzeugend in leichter oder einfacher Sprache zu vermitteln.

Text: Martin Conze, Deutsch-Finnischer Verein für inklusive Kulturarbeit e.V.

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